Monday, 27. February 2012
Was von Hong Kong übrig blieb
Regen, Nebel, Regen! Aber das machte nichts - Hong Kong hat wie Macao zwei ziemlich gute Museen. Also, das eine (Kunstmuseum) ist gar nicht so prima, aber hatte gerade eine gute Ausstellung aus - man ahnt es - dem British Museum in London. Das andere war das Geschichtsmuseum. Beide zogen uns je etwa sechs Stunden (!) in ihren Bann. Dummerweise bin besonders ich ja Im-Museum-Alles-Leser, was die Zeiten doch etwas verlängert.
Es gab also spannende Töpfereiausstellung, wobei Y. nicht ganz so überzeugt war ("Wenn ich noch einen Topf sehe, ..."), Kalligraphie (die für Uneingeweihte eher so aussieht wie meine Handschrift), coole mexikanische Pop-Drachenstatuen, einen Brötchentower, viele Hommagen an das Opium, durch dessen Export Britannien bekanntlich Hong Kong gewinnen konnte und gleich nebenan noch - wie in jeder Stadt, die etwas auf sich hält, einen Walk of Fame, sorry, eine Avenue of Stars. Auf der fand sich sogar ein Bärliner Bär.
Nebenbei gab es noch erfrischende Pressehaie, eine riesige Schere zwischen Arm und Reich (weil ultrawirtschaftsliberal), Bilder von Prinz Charles (bei der Übergabe von Hong Kong an China) und dann Hochhäuser, Hochhäuser, Hochhäuser.
Das war auch das Ende unserer Flitterwochen. Schnüff. Die nächsten zwei Wochen, zu denen ich zu gegebenem Zeitpunkt wohl noch Stellung nehmen muss, stand unter dem Motto "Dritthochzeit" und besaß keinen Flitterwochencharakter mehr. Soviel sei verraten: Es war mindestens genau so spannend. Stay tuned...
Der Weg zur Erleuchtung
In unserem Hotel wurden wir quasi angefixt. Es handelte sich um das YMCA Salisbury. YMCA klingt nach Mollebar, homoerotischen Erlebnissen, einer Jugendherberge, aber eben auch nach Christentum. In Hong Kong ist das YMCA aber (leider) weder eine Bar, noch sonderlich schwul, noch eine Jugendherberge, sondern ein sündhaft teures Vier-Sterne-Hotel (was uns als billigste Midrange-Option vom Lonely Liar empfohlen wurde). Es ist aber wirklich für unsere Verhältnisse verdammt luxuriös gewesen.
Nur christlich war es dann schon noch. So kamen wir auch gleich am zweiten Tag in Hong Kong auf die Idee, Erleuchtung zu suchen! Wo ginge das besser als auf der benachbarten Lantau-Insel. Dort konnte man mit einer coolen Cable-Car-Bahn (leider in dem Monat defekt) direkt zu der konkurrenzlos größten Buddhastatue Hong Kongs fahren!
Diese war für unseren Geschmack (aber in China typisch) etwas überkommerzialisiert, mit Veggie-Fresstempel, Spendensammlung für das nächste große Bauwerk (die Halle der 1000 Buddhas, jeder kann einen spenden - oder doch eine Stützsäule für ein paar Millionen Euro?), lustigen Weisheitssäulen und - warum auch immer - einem Baumsorten-Lehrpfad.
Nur christlich war es dann schon noch. So kamen wir auch gleich am zweiten Tag in Hong Kong auf die Idee, Erleuchtung zu suchen! Wo ginge das besser als auf der benachbarten Lantau-Insel. Dort konnte man mit einer coolen Cable-Car-Bahn (leider in dem Monat defekt) direkt zu der konkurrenzlos größten Buddhastatue Hong Kongs fahren!
Diese war für unseren Geschmack (aber in China typisch) etwas überkommerzialisiert, mit Veggie-Fresstempel, Spendensammlung für das nächste große Bauwerk (die Halle der 1000 Buddhas, jeder kann einen spenden - oder doch eine Stützsäule für ein paar Millionen Euro?), lustigen Weisheitssäulen und - warum auch immer - einem Baumsorten-Lehrpfad.
Sunday, 26. February 2012
Hong Kong von oben bis unten
Per Schnellboot ging es weiter in den "Stinkenden Hafen". Für unsere smoggewöhnten Nasen war es abe gar nicht schlimm, Hong Kong fiel eher durch häufigen Nebel und subtropischen Stundenregen auf.
Bei unserer Reise hatten wir dann versucht, eine Vermessung von Hong Kong von oben bis unten durchzuführen. Das ist viel spannender als eine Sightseeing-Tour! So waren wir zuerst einmal unten am Ufer der gegenüberliegenden Insel Kowloon und blickten auf Hong Kong Island. Dem klaren Blick kam eine Lichtshow dazwischen, die sogenannte Symphony of Lights, war aber unserem Zweck im Nachhinein zuträglich - so wussten wir, wie hoch die Wolkendecke lag!
Auf dem Weg weiter nach oben wurden wir dann aufgehalten von komischen Römern und Schnauzbartträgern, die vorgaben, ein Commercial für eine Commercial Institution zu produzieren. Nix wie weg.
Dann ging es weiter mit dem sogenannten Central-Mid-Levels-Escalator. Das ist das längste überdachte Rolltreppensystem der Welt. Morgens geht es nach unten, ab mittags dann nach oben.
Beim unserem Einstiegspunkt lauerten uns aber heimtückische Dinosaurier auf.
Nachdem wir diese überwunden hatten, konnten wir die Aussicht in so manche Shops (Mit "You are free to take a picture of our Shopping Window"-Plaketen), Wohnungen und Straßen von schwebender Höhe nehmen. Die Rolltreppe läuft nämlich nicht ebenerdig, sondern meistens auf einigen Metern Höhe, um die hier prioritär behandelten Autos nicht zu stören.
So waren wir aber immer noch nicht ganz oben angekommen! Wir entschieden uns also, statt dessen auf die Victoria Peak Tram zu setzen. Diese brachte uns in einer beeindruckenden Fahrt zu einem Tempel - genauer gesagt einem Konsumtempel. Starbucks, Häagen Dasz, Modeketten... Auf dem Endpunkt der Trambahn jedenfalls blieb fast kein Wunsch unerfüllt. Außer vielleicht unserer, ganz nach oben zu kommen! Um nämlich wirklich auf die Spitze von Hong Kong Island zu gelangen, mussten wir längliche Fußwege nehmen - und waren auf einmal fast alleine. Auf dem Governor's Walk (oder alternativ der langweiligeren Straße nach oben) konnte man sich sogar prima verlaufen, so dass wir lustig im Kreis herumirrten. Aber nichts konnte uns aufhalten - schließlich erreichten wir (vermessungstechnsich) heiligen Boden, die Spitze der Spitze!
Mittlerweile hatte sich jedoch einiger Nebel angesammelt, so dass die Aussicht auf die Stadt nach etwa ein bis zwei Meter an einer undurchdringlichen Nebelwand scheiterte. Zum Glück waren wir keine TouristInnen, sondern VermesserInnen
Bei unserer Reise hatten wir dann versucht, eine Vermessung von Hong Kong von oben bis unten durchzuführen. Das ist viel spannender als eine Sightseeing-Tour! So waren wir zuerst einmal unten am Ufer der gegenüberliegenden Insel Kowloon und blickten auf Hong Kong Island. Dem klaren Blick kam eine Lichtshow dazwischen, die sogenannte Symphony of Lights, war aber unserem Zweck im Nachhinein zuträglich - so wussten wir, wie hoch die Wolkendecke lag!
Auf dem Weg weiter nach oben wurden wir dann aufgehalten von komischen Römern und Schnauzbartträgern, die vorgaben, ein Commercial für eine Commercial Institution zu produzieren. Nix wie weg.
Dann ging es weiter mit dem sogenannten Central-Mid-Levels-Escalator. Das ist das längste überdachte Rolltreppensystem der Welt. Morgens geht es nach unten, ab mittags dann nach oben.
Beim unserem Einstiegspunkt lauerten uns aber heimtückische Dinosaurier auf.
Nachdem wir diese überwunden hatten, konnten wir die Aussicht in so manche Shops (Mit "You are free to take a picture of our Shopping Window"-Plaketen), Wohnungen und Straßen von schwebender Höhe nehmen. Die Rolltreppe läuft nämlich nicht ebenerdig, sondern meistens auf einigen Metern Höhe, um die hier prioritär behandelten Autos nicht zu stören.
So waren wir aber immer noch nicht ganz oben angekommen! Wir entschieden uns also, statt dessen auf die Victoria Peak Tram zu setzen. Diese brachte uns in einer beeindruckenden Fahrt zu einem Tempel - genauer gesagt einem Konsumtempel. Starbucks, Häagen Dasz, Modeketten... Auf dem Endpunkt der Trambahn jedenfalls blieb fast kein Wunsch unerfüllt. Außer vielleicht unserer, ganz nach oben zu kommen! Um nämlich wirklich auf die Spitze von Hong Kong Island zu gelangen, mussten wir längliche Fußwege nehmen - und waren auf einmal fast alleine. Auf dem Governor's Walk (oder alternativ der langweiligeren Straße nach oben) konnte man sich sogar prima verlaufen, so dass wir lustig im Kreis herumirrten. Aber nichts konnte uns aufhalten - schließlich erreichten wir (vermessungstechnsich) heiligen Boden, die Spitze der Spitze!
Mittlerweile hatte sich jedoch einiger Nebel angesammelt, so dass die Aussicht auf die Stadt nach etwa ein bis zwei Meter an einer undurchdringlichen Nebelwand scheiterte. Zum Glück waren wir keine TouristInnen, sondern VermesserInnen

Macao
Portugal wäre ja im letzten Jahr in aller Munde gewesen, wenn es nicht durch Griechenland über/unterschattet worden wäre. Hinfahren konnte ich allerdings nicht - so dass ich mit einer ehemaligen Kolonie Vorlieb nehmen musste.
Macao ist die älteste Kolonie in China, als freundliche Geste nach einem Schiffbruch der Portugiesen auf dem Weg nach Kanton wurde den Verunglückten kurzerhand erlaubt, auf den unbewohnten Inseln vor Kanton zu siedeln. Macao ist auch die Kolonie, die im Schatten von Hong Kong zu allerletzt, nämlich 1999, an China zurückgegeben wurde, mit gleichen Bedingungen - "ein Land, zwei Systeme".
So mussten wir also auch offiziell aus China "ausreisen", und ich konnte die Visumsfreiheit für deutsche TouristInnen nutzen, während Y. als Chinesin froh über ihre visumsäquivalente Bescheinigung "Darf ins gelobte Land des Kapitals, Hong Kong/Macao" im Pass war.
Anyway, wie ist es nun in der Langfristkolonie?
Zuerst ist Macao chinesisch. Schon seit hunderten Jahren dominiert die chinesische Kultur und Sprache, nur an der "Elite" ergänzt durch ein bißchen Portugiesisch. Und es ist genauso voll wie in China... Vom Hauptplatz mit tollem Wellenbodenmuster konnten wir jedenfalls nicht viel sehen aufgrund gefühlter Millionen, die sich mit uns die Beine in den Bauch standen. Macao ist auch nicht so klinisch sauber wie München oder teilweise Hong Kong.
Zweitens ist Macao christlich. Die beiden Wahrzeichen sind demzufolge auch die kirchenlose Kirche (die Rückseite war abgebrannt) und das Immerwährende Kasino. Macao läuft Las Vegas den Rang ab. Der Blickfang, das Grand Lisboa, ist bescheidenerweise eben nicht das Grand Macao, sondern verweist auf die alte koloniale Mutter.
Macao hat ansonsten eines der besten Museen Asiens, coole Dauerweihrauchwürste, die in den buddhistischen Tempeln langsam kreisförmig von unten nach oben abbrennen, und einen komischen Stadttanz, den man nur dann akkurat tanzt, wenn man sich mit Schnaps die Kante gegeben hat.
Macao ist die älteste Kolonie in China, als freundliche Geste nach einem Schiffbruch der Portugiesen auf dem Weg nach Kanton wurde den Verunglückten kurzerhand erlaubt, auf den unbewohnten Inseln vor Kanton zu siedeln. Macao ist auch die Kolonie, die im Schatten von Hong Kong zu allerletzt, nämlich 1999, an China zurückgegeben wurde, mit gleichen Bedingungen - "ein Land, zwei Systeme".
So mussten wir also auch offiziell aus China "ausreisen", und ich konnte die Visumsfreiheit für deutsche TouristInnen nutzen, während Y. als Chinesin froh über ihre visumsäquivalente Bescheinigung "Darf ins gelobte Land des Kapitals, Hong Kong/Macao" im Pass war.
Anyway, wie ist es nun in der Langfristkolonie?
Zuerst ist Macao chinesisch. Schon seit hunderten Jahren dominiert die chinesische Kultur und Sprache, nur an der "Elite" ergänzt durch ein bißchen Portugiesisch. Und es ist genauso voll wie in China... Vom Hauptplatz mit tollem Wellenbodenmuster konnten wir jedenfalls nicht viel sehen aufgrund gefühlter Millionen, die sich mit uns die Beine in den Bauch standen. Macao ist auch nicht so klinisch sauber wie München oder teilweise Hong Kong.
Zweitens ist Macao christlich. Die beiden Wahrzeichen sind demzufolge auch die kirchenlose Kirche (die Rückseite war abgebrannt) und das Immerwährende Kasino. Macao läuft Las Vegas den Rang ab. Der Blickfang, das Grand Lisboa, ist bescheidenerweise eben nicht das Grand Macao, sondern verweist auf die alte koloniale Mutter.
Macao hat ansonsten eines der besten Museen Asiens, coole Dauerweihrauchwürste, die in den buddhistischen Tempeln langsam kreisförmig von unten nach oben abbrennen, und einen komischen Stadttanz, den man nur dann akkurat tanzt, wenn man sich mit Schnaps die Kante gegeben hat.
Wednesday, 22. February 2012
Lichterfest und Jadekaiser
Zurück von unserem friedlichen Trip nach Kaiping war unsere letzte Zeit in Kanton von famosen (und leider sündhaft teuren) japanischen Restaurants und dem absolut lohnenswerten Totenbesuch beim ehemaligen König (seiner Meinung nach Kaiser) von Südchina geprägt. Dessen Heimat (im Aggregatzustand "tot") und zwangsweise auch die Heimat (im selben Aggregatzustand) der vier Konkubinen, mehrerer Generäle und Diener enthielt dermaßen viele Schätze, dass man ein riesiges Museum drumherum errichten konnte.
Der König selbst wurde mit einem Jadepanzer umgeben, von denen jede einzelne Platte im Geschäft heute wohl neu mehrere tausend Euro kosten dürfte, weil das den Körper konservieren sollte (eine Legende). Schick, sowas will ich auch mal haben.
Abends ging es dann in den Stadtpark, der zum chinesischen Lichterfest mit Leuchtfiguren ausgestattet war. Sämtliche chinesische Sternzeichen wie hier das Hühnchen waren dabei, aber auch tolle, leuchtende und Nebel speiende Porzellangeschirrdrachen. Awesome.
Der König selbst wurde mit einem Jadepanzer umgeben, von denen jede einzelne Platte im Geschäft heute wohl neu mehrere tausend Euro kosten dürfte, weil das den Körper konservieren sollte (eine Legende). Schick, sowas will ich auch mal haben.
Abends ging es dann in den Stadtpark, der zum chinesischen Lichterfest mit Leuchtfiguren ausgestattet war. Sämtliche chinesische Sternzeichen wie hier das Hühnchen waren dabei, aber auch tolle, leuchtende und Nebel speiende Porzellangeschirrdrachen. Awesome.
Friedensstart
Kaiping, zu deutsch etwa "Friedensstart", ist Weltkulturerbe. Nachdem Mitte des 19. Jahrhunderts viele Südchinesen (nicht so sehr -innen) den hoffnungsvollen und absolut unterbezahlten Weg zum Schuften beim Aufbau der US-amerikanischen Eisenbahnen auf sich nahmen, schließlich nach Fertigstellung als Ausländer sehr unbeliebt wurden, weil sie anders aussahen und nun den nachrückenden US-Pionieren die Arbeitsplätze wegnahmen (man kennt das leider...), gingen diese eben zurück in ihre alte Heimat.
Sie brachten dabei eine Menge neuer Ideen, relativ viel Geld und meistens auch noch etwas übriggebliebene Energie und Motivation mit ins Land. Hier im Süden, etwa zweihundert Kilometer von Kanton, war aber ein ewiges Piraten- und Räubernest. Deshalb wurde hier auch Kaiping gegründet, damit hier endlich durch Besiedlung aus dem Norden etwas Frieden ins Land gebracht werde!
Die Rückkehrer bauten, wahrscheinlich weil am Anfang mal einer die Idee hatte, tausende Hochhäuser mit Wachturmfunktion, sogenannte Diaolous. Hier konnte man wohnen, sich hinter den Gitterfenstern vor den Räubern verschanzen und sie von den oberen Stockwerken befeuern. Das ist eine einzigartige Architektur, die an die heutigen Gated Communities erinnert.
Lohnenswert ist Kaipings Umgebung auch deshalb, weil sich hier verhältnismäßig wenig TouristInnen verirren (es ist nicht so actionreich wie Kanton) und es sogar Fahrradfernwege gibt. Lustig war auch die auf dem Weg liegende Klostadt Shuikou, die sich selbst selbstbewußt als "China Sanitary Ware City" bewirbt und wohl so viele Duschkopffabriken wie sonst niemand besitzt.
Sie brachten dabei eine Menge neuer Ideen, relativ viel Geld und meistens auch noch etwas übriggebliebene Energie und Motivation mit ins Land. Hier im Süden, etwa zweihundert Kilometer von Kanton, war aber ein ewiges Piraten- und Räubernest. Deshalb wurde hier auch Kaiping gegründet, damit hier endlich durch Besiedlung aus dem Norden etwas Frieden ins Land gebracht werde!
Die Rückkehrer bauten, wahrscheinlich weil am Anfang mal einer die Idee hatte, tausende Hochhäuser mit Wachturmfunktion, sogenannte Diaolous. Hier konnte man wohnen, sich hinter den Gitterfenstern vor den Räubern verschanzen und sie von den oberen Stockwerken befeuern. Das ist eine einzigartige Architektur, die an die heutigen Gated Communities erinnert.
Lohnenswert ist Kaipings Umgebung auch deshalb, weil sich hier verhältnismäßig wenig TouristInnen verirren (es ist nicht so actionreich wie Kanton) und es sogar Fahrradfernwege gibt. Lustig war auch die auf dem Weg liegende Klostadt Shuikou, die sich selbst selbstbewußt als "China Sanitary Ware City" bewirbt und wohl so viele Duschkopffabriken wie sonst niemand besitzt.
Tuesday, 21. February 2012
Akademisches Whampoa: We learn war.
In Kanton besuchten wir auch ein Nationalheiligtum der Chinesen - kostet nämlich nix ;-): Die Whampoa-Militärakademie. Eigentlich alle relevanten Revolutionäre aus Chinas Republikwerdungszeit (und die späteren Führungspersonen Taiwans und der Festlands-Volksbefreiungsarmee) waren hier versumpft.
Heute kann man den OffiziersanwärterInnen (Y. sagt immer etwas sehr solidarisch "Solidaten") beim Zigarette rauchen zuschauen, die patriotischen Geschichtsmuseen durchstöbern und ganz normale Menschen etwas abseits vom hektischen Stadtzentrum Kantons beobachten.
Heute kann man den OffiziersanwärterInnen (Y. sagt immer etwas sehr solidarisch "Solidaten") beim Zigarette rauchen zuschauen, die patriotischen Geschichtsmuseen durchstöbern und ganz normale Menschen etwas abseits vom hektischen Stadtzentrum Kantons beobachten.
Kantonesische Kuriositäten
Kanton (auf Chinesisch besser bekannt als Guangzhou) hat uns überrascht. Es ist mindestens genauso angenehm wie Shanghai und Peking - und im Gegensatz zu unseren vorherigen Reisezielen deutlich sauberer und besser organisiert. Englisch wird auch vereinzelt, und damit deutlich häufiger als anderswo, gesprochen.
Das mag daran liegen, dass es sich um eine wirkliche Multi-Kulti-Stadt handelt. Schon die ollen Römer waren hier, ab Macaos Gründung war hier der Handelshafen für die Europäer. Eine Zeit lang waren alle anderen chinesischen Häfen für Ausländer gesperrt. Von hier aus lief in den Opiumkriegen auch die Eroberung Chinas. Und während der Zeit des Bambusvorhangs, also etwa bis zur Kulturrevolution, hatte ganz China nur während der jährlichen Kantoner Handelsmesse Kontakt mit Weststaaten.
England erzwang sich auch eine eigene Sandbank (Shamian), die mittlerweile restauriert als "Europetown" dient und architektonisch spannend ist.
Wir versuchten hier im Eiltempo alles Kanton-typische und Seltsame zu erkunden, damit wir schneller als Merkel waren - soviel gebietet die Erkundungsehre! Zum Beispiel im ganz schön deutschen "1920"-Restaurant mit hausgemachten Spätzle. Ansonsten blieben wir aber ganz bei der kantonesischen Küche. "Hier wird alles gegessen, was schwimmt, außer das U-Boot, alles was vier Beine hat, außer der Tisch und alles, was fliegt, außer dem Flugzeug" bezieht sich nämlich auf die vielfältige und teilweise doch etwas eklige südchinesische Küche (Katzen, Hunde, Schlange, Schildkröte...). Besonders lecker ist der "Zaocha"-Frühtee mit Dim Sum - diese oft süßen, mit allen möglichen Köstlichkeiten gefüllten Teigtaschen sind hier zu Hause. Mmhmhm.
Das mag daran liegen, dass es sich um eine wirkliche Multi-Kulti-Stadt handelt. Schon die ollen Römer waren hier, ab Macaos Gründung war hier der Handelshafen für die Europäer. Eine Zeit lang waren alle anderen chinesischen Häfen für Ausländer gesperrt. Von hier aus lief in den Opiumkriegen auch die Eroberung Chinas. Und während der Zeit des Bambusvorhangs, also etwa bis zur Kulturrevolution, hatte ganz China nur während der jährlichen Kantoner Handelsmesse Kontakt mit Weststaaten.
England erzwang sich auch eine eigene Sandbank (Shamian), die mittlerweile restauriert als "Europetown" dient und architektonisch spannend ist.
Wir versuchten hier im Eiltempo alles Kanton-typische und Seltsame zu erkunden, damit wir schneller als Merkel waren - soviel gebietet die Erkundungsehre! Zum Beispiel im ganz schön deutschen "1920"-Restaurant mit hausgemachten Spätzle. Ansonsten blieben wir aber ganz bei der kantonesischen Küche. "Hier wird alles gegessen, was schwimmt, außer das U-Boot, alles was vier Beine hat, außer der Tisch und alles, was fliegt, außer dem Flugzeug" bezieht sich nämlich auf die vielfältige und teilweise doch etwas eklige südchinesische Küche (Katzen, Hunde, Schlange, Schildkröte...). Besonders lecker ist der "Zaocha"-Frühtee mit Dim Sum - diese oft süßen, mit allen möglichen Köstlichkeiten gefüllten Teigtaschen sind hier zu Hause. Mmhmhm.
Saturday, 11. February 2012
Guilin
Was machen mit dem Zwischenreisetag? Aus Yangshuo waren wir schon zurückgekommen, und unser Flug nach Guangzhou ("Kanton") war erst einen Tag später angesetzt. Also das beschauliche Guilin erkunden (etwa so groß, und so schön, wie Hannover).
Hier können wir eigentlich auch nur Kleinigkeiten berichten. Ich sah die erste politische Demo in Guangxi - jedenfalls wenn das Private bzw. das Speiseverhalten als politisch definiert wird. Als mich die Demonstrantin beim Fotografieren entdeckte, strahlte sie breit lächelnd, wohl erwartend, dass ich ein Fotoreporter von CNN oder BBC bin. Mal sehen, welchen Effekt das Cabrio so hat.
Im Freizeitpark "Seven stars", der eigentlich ziemlich langweilig ist, war wenigstens für die Kleinsten gesorgt. Kinder konnten zum Beispiel mit Thyssen-Krupp-Spielzeugkanonen auf Terroristen ballern. Yay! Oder, wenn das die Reflexe noch nicht ausreichend schult, in der großen CounterStrike-Area vergünstigt rein - als Erwachsener ist es da deutlich teurer! Auch eine Art Jugendschutz - Schutz davor, zu viel Geld auszugeben beim Ballern und Köpfe blutig explodieren lassen. Nun ja.
Y. jedenfalls war glücklich, dass es in Guilin die weltweit wohl einzige Pagode mit eingebautem Fahrstuhl zu besichtigen gab! Sonst ist sie ja nicht ganz so ein großer Treppensteig-Fan wie ich. Hier waren wir beide aber überglücklich...
Hier können wir eigentlich auch nur Kleinigkeiten berichten. Ich sah die erste politische Demo in Guangxi - jedenfalls wenn das Private bzw. das Speiseverhalten als politisch definiert wird. Als mich die Demonstrantin beim Fotografieren entdeckte, strahlte sie breit lächelnd, wohl erwartend, dass ich ein Fotoreporter von CNN oder BBC bin. Mal sehen, welchen Effekt das Cabrio so hat.
Im Freizeitpark "Seven stars", der eigentlich ziemlich langweilig ist, war wenigstens für die Kleinsten gesorgt. Kinder konnten zum Beispiel mit Thyssen-Krupp-Spielzeugkanonen auf Terroristen ballern. Yay! Oder, wenn das die Reflexe noch nicht ausreichend schult, in der großen CounterStrike-Area vergünstigt rein - als Erwachsener ist es da deutlich teurer! Auch eine Art Jugendschutz - Schutz davor, zu viel Geld auszugeben beim Ballern und Köpfe blutig explodieren lassen. Nun ja.
Y. jedenfalls war glücklich, dass es in Guilin die weltweit wohl einzige Pagode mit eingebautem Fahrstuhl zu besichtigen gab! Sonst ist sie ja nicht ganz so ein großer Treppensteig-Fan wie ich. Hier waren wir beide aber überglücklich...
Friday, 10. February 2012
Yangshuo
Eigentlich fährt man gar nicht nach Guilin. Ziel ist eigentlich das winzige Kaff Yangshuo (mittlerweile 100000 Einwohner) mit seiner tollen Karstbergegegend, entlang am Fluss (=jiang) Li. Das hieß dann Lijiang Flusstour, und führt bei uns natürlich überhaupt nicht zu Verwechslungen mit unserem vorherigen Aufenthalt in Lijiang, der Stadt in Yunnan, weil das eine Li ja steigend und das andere fallend betont wird.
Auf dem Wasser war es natürlich nach wie vor neblig, was hier aber als "besonders romantisch" verkauft wurde. Die Gegend ist auch auf dem chinesischen 20-Yuan-Schein abgebildet, was mich zu endlosen "von wo wurde das Bild denn genau gemalt"-Fotopunktsuchaktionen brachte, die doch nie ausreichend gut waren, um die Banknote (Gegenwert zwei Euro) sinnvoll fälschen zu können.
Wir hatten immerhin ein super Hotel. Ok, wir wurden bestochen ("Jeder Gast, der hier seine Flitterwochen verbringt, erhält von uns eine Flasche Rotwein umsonst! Geht wild!"). Jedenfalls hatten wir genug Energie, um die ganze Flusstour gleich noch einmal zu machen, nur als Wanderung statt als Bootsfahrt. Da gab es zum Beispiel den Berg, in dem sich neun Pferde verstecken. Sechs davon sind zumindest den Yangshuo-Reiseführern bekannt, Top-Kaiserhofbeamte konnten natürlich alle neun und Bill Clinton hatte - mit Mühe - drei entdecken können. Was das aussagt, wurde im Raum stehen gelassen...
Auf dem Wasser war es natürlich nach wie vor neblig, was hier aber als "besonders romantisch" verkauft wurde. Die Gegend ist auch auf dem chinesischen 20-Yuan-Schein abgebildet, was mich zu endlosen "von wo wurde das Bild denn genau gemalt"-Fotopunktsuchaktionen brachte, die doch nie ausreichend gut waren, um die Banknote (Gegenwert zwei Euro) sinnvoll fälschen zu können.
Wir hatten immerhin ein super Hotel. Ok, wir wurden bestochen ("Jeder Gast, der hier seine Flitterwochen verbringt, erhält von uns eine Flasche Rotwein umsonst! Geht wild!"). Jedenfalls hatten wir genug Energie, um die ganze Flusstour gleich noch einmal zu machen, nur als Wanderung statt als Bootsfahrt. Da gab es zum Beispiel den Berg, in dem sich neun Pferde verstecken. Sechs davon sind zumindest den Yangshuo-Reiseführern bekannt, Top-Kaiserhofbeamte konnten natürlich alle neun und Bill Clinton hatte - mit Mühe - drei entdecken können. Was das aussagt, wurde im Raum stehen gelassen...
Thursday, 9. February 2012
Nebeldrachenrücken
Zurück aus der fernen Südwestprovinz Yunnan in die "Zivilisation"! Guilin in der Guangxi-Provinz hieß unser neues Ziel. Der einsame Lügner/Planet sagt zu dieser Stadt: "Mention you're going to Guilin to any Chinese person and you'll almost certainly receive longing looks of jealousy." Auf jeden Fall hat Guangxi große Nebelvorräte, wie wir festgestellt haben.
Das erste Ziel waren die "Drachenrückenknochenreisterrassen". Das sind die wohl berühmtesten Reisterrassen in China. Die Tour dahin war wieder ein toller Spaß mit dem beliebten "Ach übrigens habt ihr noch eine optionale, nicht billige Veranstaltung - die Langhaarfrauenshow. Wenn ihr da nicht mitmachen wollt, auch kein Problem, ihr könnt ja dann warten, bis die anderen damit fertig sind." Grr.
Im Nachhinein war das aber wirklich praktisch, denn der Nebel machte die Reisterrassen doch... ein wenig undurchsichtig. Die Langhaarfrauenshow war wieder so eine "kleine Gruppe hat komischen Brauch, wir machen ein Megaevent draus"-Sache. Die unverheirateten Damen des Dorfes ließen sich nämlich die Haare wachsen und schnitten sie im Leben nur einmal, nämlich mit dem Erwachsen werden. Außerdem sammeln sie alle ausgefallenen Haare. Damit haben sie dann drei Sätze Haare: die Originalhaare auf dem Kopf, die Jugendhaare, und die zusammengestückelten Fallhaare. In die daraus resultierende Haarkämmshow wurde dann noch ein "ist hier jemand unverheiratet?"-Event eingebaut, in dem die männlichen Singles mit den weiblichen Dorfsingles verkuppelt wurden und lustige, haarige Zeremonien hinter sich bringen mussten. Mit viel Schnaps. Ihr könnt es Euch ungefähr vorstellen, es war sehr authentisch und kaum touristisch, aber eben auch nicht so neblig.
Danach waren wir dann erst mal zwangsweise essen und schließlich, nach etwa vier Stunden, hatten wir eine Stunde für das eigentliche Planziel: Die Wanderung in den Drachenrückenterrassen. Y. und ich hatten im Rekordtempo als einzige beide Aussichtspunkte besuchen können, aber so richtig beeindruckend war die Drachenperspektive dann nicht. L. hatte uns schon vorgewarnt... Die anderen, chinesischen MittouristInnen ließen sich vom Wetter natürlich nicht abhalten und machten die beliebten Fake-Fotos. Uns war es so recht wie es war - Die chinesischen Drachen hatten der Legenda nach die Fähigkeit der Wetterkontrolle und konnten insbesondere Wasser regnen lassen, so dass der Nebel für uns eigentlich die echte Macht der Drachen demonstierte.
Das erste Ziel waren die "Drachenrückenknochenreisterrassen". Das sind die wohl berühmtesten Reisterrassen in China. Die Tour dahin war wieder ein toller Spaß mit dem beliebten "Ach übrigens habt ihr noch eine optionale, nicht billige Veranstaltung - die Langhaarfrauenshow. Wenn ihr da nicht mitmachen wollt, auch kein Problem, ihr könnt ja dann warten, bis die anderen damit fertig sind." Grr.
Im Nachhinein war das aber wirklich praktisch, denn der Nebel machte die Reisterrassen doch... ein wenig undurchsichtig. Die Langhaarfrauenshow war wieder so eine "kleine Gruppe hat komischen Brauch, wir machen ein Megaevent draus"-Sache. Die unverheirateten Damen des Dorfes ließen sich nämlich die Haare wachsen und schnitten sie im Leben nur einmal, nämlich mit dem Erwachsen werden. Außerdem sammeln sie alle ausgefallenen Haare. Damit haben sie dann drei Sätze Haare: die Originalhaare auf dem Kopf, die Jugendhaare, und die zusammengestückelten Fallhaare. In die daraus resultierende Haarkämmshow wurde dann noch ein "ist hier jemand unverheiratet?"-Event eingebaut, in dem die männlichen Singles mit den weiblichen Dorfsingles verkuppelt wurden und lustige, haarige Zeremonien hinter sich bringen mussten. Mit viel Schnaps. Ihr könnt es Euch ungefähr vorstellen, es war sehr authentisch und kaum touristisch, aber eben auch nicht so neblig.
Danach waren wir dann erst mal zwangsweise essen und schließlich, nach etwa vier Stunden, hatten wir eine Stunde für das eigentliche Planziel: Die Wanderung in den Drachenrückenterrassen. Y. und ich hatten im Rekordtempo als einzige beide Aussichtspunkte besuchen können, aber so richtig beeindruckend war die Drachenperspektive dann nicht. L. hatte uns schon vorgewarnt... Die anderen, chinesischen MittouristInnen ließen sich vom Wetter natürlich nicht abhalten und machten die beliebten Fake-Fotos. Uns war es so recht wie es war - Die chinesischen Drachen hatten der Legenda nach die Fähigkeit der Wetterkontrolle und konnten insbesondere Wasser regnen lassen, so dass der Nebel für uns eigentlich die echte Macht der Drachen demonstierte.
Friday, 3. February 2012
Reise des Glücks
Unsere letzte geplante Aktivität in der Yunnan-Provinz war eine Hiking-Tour entlang des Lugu-Sees. So richtig geplant allerdings doch nicht ganz - eigentlich sollte es eine E-Bike-Tour um den ganzen See herum werden. Das scheiterte allerdings am sechs Fussstunden entfernten nächsten Bankautomaten, Ebbe in unserer Bike-Ausleih-Kasse, Ebbe in unserer Nahrungsmittel-Wasserkauf-Überleben-Kasse und der Tatsache, dass es auch gar keine versprochenen E-Bikes gab, sondern nur normale, d.h. viel zu kleine und für die Seehügel dank Eingangschaltung ungeeignete Drahtesel.
So wurde es also ein Spaziergang. Wir planten, zum Haus der Yang Erche Namu (im Folgenden kurz YEN) zu gehen. Diese war eine der ersten Ausreißerinnen der Mosuo. Die Mosuo sind die letzte Überlebende matriarchalische Gesellschaft (seit dem Ende einiger Experimente der 68er). Die Männer sind immer nur auf Abruf zu Besuch, das nennt sich dann "Heirat im Vorübergehen". You gotta walk the walk...
Von dieser Welt berichtete jedenfalls, nach Ansicht Ihrer zahlreichen Mosuo-Kritikerinnen stark exotifiziert, die YEN, die sich schließlich als Vorzeige-Minderheitenfrau mit dem roten Regime in Peking während der Kulturrevolution arrangierte und auch deshalb dieses tolle Haus geschenkt bekam. Nebenbei war sie Model und lebte eine Zeit lang in Kalifornien.
Da wollten wir hin. Eintritt in ihr Haus war schwierig aufgrund unserer privaten Finanzkrise. Aber, oh Wunder! Hat man den Blick beim Wandern vor die Füße gerichtet, kann man doch glatt einen passenden 50 Yuan-Schein vor sich liegen finden! Das waren Eintritt UND Trinkgeld!
Und nochmal oh Wunder, die eigentlich hauptwohnsitzmäßig in Peking lebende YEN war nicht nur aufgrund der chinesischen Neujahrs in der Gegend, sondern traf etwa zehn Sekunden vor uns bei ihrem Haus ein, lud uns zum von ihrer Oma selbst gemachten Weißwein ein und plauderte ganz unverblümt mit uns. Wir waren baff.
In Ihrer Bar fand sich dann auch der Grund, warum Rotchinas (größtenteils männliche) Funktionäre in den Siebzigern sie so toll fanden - sie hatte eine ausgesuchte Sammlung von Rotfahnenträgerinnenpornographie. So scheint es jedenfalls... (Lektüretipp hierzu übrigens "The Mao Case" von Qui Xiaolong und die Berichte über Mao von seinem Arzt)
So wurde es also ein Spaziergang. Wir planten, zum Haus der Yang Erche Namu (im Folgenden kurz YEN) zu gehen. Diese war eine der ersten Ausreißerinnen der Mosuo. Die Mosuo sind die letzte Überlebende matriarchalische Gesellschaft (seit dem Ende einiger Experimente der 68er). Die Männer sind immer nur auf Abruf zu Besuch, das nennt sich dann "Heirat im Vorübergehen". You gotta walk the walk...
Von dieser Welt berichtete jedenfalls, nach Ansicht Ihrer zahlreichen Mosuo-Kritikerinnen stark exotifiziert, die YEN, die sich schließlich als Vorzeige-Minderheitenfrau mit dem roten Regime in Peking während der Kulturrevolution arrangierte und auch deshalb dieses tolle Haus geschenkt bekam. Nebenbei war sie Model und lebte eine Zeit lang in Kalifornien.
Da wollten wir hin. Eintritt in ihr Haus war schwierig aufgrund unserer privaten Finanzkrise. Aber, oh Wunder! Hat man den Blick beim Wandern vor die Füße gerichtet, kann man doch glatt einen passenden 50 Yuan-Schein vor sich liegen finden! Das waren Eintritt UND Trinkgeld!
Und nochmal oh Wunder, die eigentlich hauptwohnsitzmäßig in Peking lebende YEN war nicht nur aufgrund der chinesischen Neujahrs in der Gegend, sondern traf etwa zehn Sekunden vor uns bei ihrem Haus ein, lud uns zum von ihrer Oma selbst gemachten Weißwein ein und plauderte ganz unverblümt mit uns. Wir waren baff.
In Ihrer Bar fand sich dann auch der Grund, warum Rotchinas (größtenteils männliche) Funktionäre in den Siebzigern sie so toll fanden - sie hatte eine ausgesuchte Sammlung von Rotfahnenträgerinnenpornographie. So scheint es jedenfalls... (Lektüretipp hierzu übrigens "The Mao Case" von Qui Xiaolong und die Berichte über Mao von seinem Arzt)
Thursday, 2. February 2012
Momo's See
Nach dem Lonely Liar/Planet war unser nächstes Reiseziel, der Lugu-See, etwa 8 Busstunden entfernt. Kein (Michael?) Ende in Sicht. Nachdem wir die Straßenqualität begutachtet hatten, war uns auch klar, warum. Unser späterer Rückfahrtfahrer schaffte es auch noch, die Strecke in der Hälfte der Zeit zu packen, was zu spannenden Gesprächen mit einigen der Beifahrerinnen führte, die sogar ich übersetzen konnte ("Idiot!" "Fährst Du oder fahre ich?").
Das Seepanorama war es dann aber wert. Hat mich sehr an den Titicacasee in Perulivien erinnert, was Aussehen, Bootstouren, Höhe, indigene Bevölkerung etc. angeht. Abends und kaum wegverhandelbar ("optionaler, vorher nicht angekündigter Teil des Tourenprogramms für nur 100 Yuan extra - wer nicht will, auch kein Problem, man kann dann einfach die zwei Stunden auf die anderen warten!") war das Essen bei den Leuten der Mosuo-Minderheit.
Zur Mosuo-Minderheit muss man sagen, dass sie nach chinesischer Ansicht eigentlich gar keine Minderheit sind. Als solche wird man nur gezählt, wenn man eine eigene Schrift hat. Die Mosuo haben zwar eine andere Sprache, verwenden aber gar keine Schrift und zählen damit zur umgebenden Naxi-Minderheit. Wir erlebten also das Essen und authentische Volkssänge der Mosuo-Minderheit.
Das Essen war seltsamerweise genau wie die Zimmereinrichtiung tibetanisch. Die Volkssänge waren ebenso seltsamerweise auf Han-Chinesich (!) und wurden zum Abschluss mit einem kräftigen "Yasuo, Yasuo, Ya Ya suo! Mosuo, Mosuo, Momo suo! zelebriert". Yasuo bedeutet soviel wie "Gib Gas (Haider)", und Mosuo ist ja die lokale Minderheit. Interessanterweise ist "Yasuo" aber gar kein Mosuo, sondern tibetanisch. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber Naxi-Tibetaner etc. sind auch total häufig in der Gegend. Abends ging es dann noch zu einem sicher ebenso authentischen Mosuo-Volkstanz (mit Breakdance-Einlagen).
Der Original Mosuo-Taxifahrer am nächsten Morgen klärte uns dann über diese Missverhältnisse auf, so dass wir hier im Cabrio die Wahrheit und nichts als die Wahrheit verkünden können.
Das Seepanorama war es dann aber wert. Hat mich sehr an den Titicacasee in Perulivien erinnert, was Aussehen, Bootstouren, Höhe, indigene Bevölkerung etc. angeht. Abends und kaum wegverhandelbar ("optionaler, vorher nicht angekündigter Teil des Tourenprogramms für nur 100 Yuan extra - wer nicht will, auch kein Problem, man kann dann einfach die zwei Stunden auf die anderen warten!") war das Essen bei den Leuten der Mosuo-Minderheit.
Zur Mosuo-Minderheit muss man sagen, dass sie nach chinesischer Ansicht eigentlich gar keine Minderheit sind. Als solche wird man nur gezählt, wenn man eine eigene Schrift hat. Die Mosuo haben zwar eine andere Sprache, verwenden aber gar keine Schrift und zählen damit zur umgebenden Naxi-Minderheit. Wir erlebten also das Essen und authentische Volkssänge der Mosuo-Minderheit.
Das Essen war seltsamerweise genau wie die Zimmereinrichtiung tibetanisch. Die Volkssänge waren ebenso seltsamerweise auf Han-Chinesich (!) und wurden zum Abschluss mit einem kräftigen "Yasuo, Yasuo, Ya Ya suo! Mosuo, Mosuo, Momo suo! zelebriert". Yasuo bedeutet soviel wie "Gib Gas (Haider)", und Mosuo ist ja die lokale Minderheit. Interessanterweise ist "Yasuo" aber gar kein Mosuo, sondern tibetanisch. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber Naxi-Tibetaner etc. sind auch total häufig in der Gegend. Abends ging es dann noch zu einem sicher ebenso authentischen Mosuo-Volkstanz (mit Breakdance-Einlagen).
Der Original Mosuo-Taxifahrer am nächsten Morgen klärte uns dann über diese Missverhältnisse auf, so dass wir hier im Cabrio die Wahrheit und nichts als die Wahrheit verkünden können.
Wednesday, 1. February 2012
Guo nian hao! (Verbringt ein gutes Jahr!)
Das Jahr des Drachens ist über uns gekommen. Vor kurzem war es auch für uns soweit: Frühlingsfest (=Silvester) in China, das wichtigste Fest des Jahres! Wir hatten nach langen und zähen Verhandlungen schließlich einen besonderen Dispens bekommen - obwohl wir uns in China befanden und eigentlich keine Ausrede gehabt hätten (auch nicht die 4000 km Entfernung), durften wir wegen unserer Flitterwochen das Neujahrsfest ausnahmsweise auswärtig und nicht zu Hause in Fushun feiern.
Dafür zahlten wir natürlich drauf: Alle Preise waren standesgemäß erhöht und als Ersatzleistung gab es von unserem Herbergsvater, der für seine Familie gekocht hatte, das gut gemeinte Angebot, uns und die gar nicht so wenigen Gäste in unserer Situation mit beim traditionellen Abendessen zu versorgen. Wir "außerfamiliaren" saßen dann auch an einem extra Tisch und hatten viel Spaß. Der Herbergsvater/Koch machte für meinen Geschmack ganz gutes Essen, für die anwesenden ChinesInnen war es aber wohl nur mittelmäßig. Und die in Nordchina üblichen Mitternachtsjiaozi wurden stillos vorgezogen. Geballert wurde übrigens zwar für deutsche nicht-Kreuzberger Verhältnisse unglaublich viel, aber wohl weniger als in den Jahren zuvor. Trotzdem zeigte der Pekinger Luftqualitätsmesser der US-Botschaft dort für Neujahr zum ersten Mal in diesem Jahr den Wert "Katastrophal" an. Gut, dass wir weit weg in der beschaulichen Kleinstadt (1,2 Millionen Einwohner) Lijiang waren.
Unser früheres Kälteproblem behoben wir ab Neujahr dann übrigens auch mit Heizlüfter auf voller Stufe, einem Umzug ein Stockwerk höher und die Schleimhäute schonten wir dabei mit einer lustigen Wasserbeckenkonstruktion. Eine große Verdunstungsfläche war leider nicht drin. Nun, es war immer noch wärmer als beim lustigen Sibieren-Tief in Deutschland - endlich ist es da mal kälter als in Fushun. Vorteil von solchem Klirrfrost ist ja z.B., dass nach Zahn-OPs die Kühlung deutlich unproblematischer vonstatten geht (nutze diesen Vorteil gut, Sj.!). Wer sich rechtzeitig mit Thermo-Unterwäsche, Buff-Fleece-Röhrenschals, Windbreaker-Mützen und Fettcreme ausgestattet hat, sollte aber überleben. Viel Glück Euch! Die aktuelle Außentemperatur der Blogstation ist übrigens 15 Grad plus in Kanton (*prahl*), Südchina, wo wir Merkel beim Chinabesuch wohl knapp verpassen.
Jedenfalls blogbedingt leicht verspätet allen Leserinnen und Lesern ein frohes neues Drachenjahr!
Dafür zahlten wir natürlich drauf: Alle Preise waren standesgemäß erhöht und als Ersatzleistung gab es von unserem Herbergsvater, der für seine Familie gekocht hatte, das gut gemeinte Angebot, uns und die gar nicht so wenigen Gäste in unserer Situation mit beim traditionellen Abendessen zu versorgen. Wir "außerfamiliaren" saßen dann auch an einem extra Tisch und hatten viel Spaß. Der Herbergsvater/Koch machte für meinen Geschmack ganz gutes Essen, für die anwesenden ChinesInnen war es aber wohl nur mittelmäßig. Und die in Nordchina üblichen Mitternachtsjiaozi wurden stillos vorgezogen. Geballert wurde übrigens zwar für deutsche nicht-Kreuzberger Verhältnisse unglaublich viel, aber wohl weniger als in den Jahren zuvor. Trotzdem zeigte der Pekinger Luftqualitätsmesser der US-Botschaft dort für Neujahr zum ersten Mal in diesem Jahr den Wert "Katastrophal" an. Gut, dass wir weit weg in der beschaulichen Kleinstadt (1,2 Millionen Einwohner) Lijiang waren.
Unser früheres Kälteproblem behoben wir ab Neujahr dann übrigens auch mit Heizlüfter auf voller Stufe, einem Umzug ein Stockwerk höher und die Schleimhäute schonten wir dabei mit einer lustigen Wasserbeckenkonstruktion. Eine große Verdunstungsfläche war leider nicht drin. Nun, es war immer noch wärmer als beim lustigen Sibieren-Tief in Deutschland - endlich ist es da mal kälter als in Fushun. Vorteil von solchem Klirrfrost ist ja z.B., dass nach Zahn-OPs die Kühlung deutlich unproblematischer vonstatten geht (nutze diesen Vorteil gut, Sj.!). Wer sich rechtzeitig mit Thermo-Unterwäsche, Buff-Fleece-Röhrenschals, Windbreaker-Mützen und Fettcreme ausgestattet hat, sollte aber überleben. Viel Glück Euch! Die aktuelle Außentemperatur der Blogstation ist übrigens 15 Grad plus in Kanton (*prahl*), Südchina, wo wir Merkel beim Chinabesuch wohl knapp verpassen.
Jedenfalls blogbedingt leicht verspätet allen Leserinnen und Lesern ein frohes neues Drachenjahr!
Friday, 27. January 2012
Heiß wie ein Vulkan
ist es nicht gerade in Lijiang, dem super-duper-mega-touristischem Altstädtchen in Chinas südwestlichen Berg- und Dschungelprovinz Yunnan ("Wolke Süd"). Aus sehr sinnvollen Denkmalschutzgründen darf es in der Lijiang-Altstadt, in der wir nun einmal wohnten, keine neumodischen Heizmechanismen geben (und auch keine äquivalent wirksamen Klimaanlagen-Systeme). Bin ich auch voll dafür! Obwohl die Frage durchaus bleibt, ob dieses hier abgebildete Ersatzsystem den wirklich besser ist - energiefressend, laut, gar nicht ästhetisch, nur geringfügig atemwegsschonender als "feuchtklamme, nasse Kälte".
In China ist es wohl ausgemachte Sache, ohnehin südlich des Yangtzekiang keine Heizsysteme zu erlauben bzw. zu unterstützen, was ich auch etwas arbiträr finde, zumal die 2000m-Hochlagen in fast direkt am Yangtze gelegenen Lijiang und die subtropischen Pseudo-Winter in Sanya doch verkühlungstechnisch ganz schön unterschiedlich sind.
Vermutlich als Resultat davon konnte ich auch meinen ersten eigenen Besuch bei einer chinesischen Ärztin machen (wegen Verdacht auf Bronchitis). Die resultierenden Medikamente haben zusammen mit der Beratungsgebühr etwa 8 Euro gekostet (während ein frisch gepresster Pfirsichsaft heute im Flughafenrestaurant ebenso viel gekostet hat - es ist also nicht so, als sei das Preisniveau in China generell krass niedrig). Pangdahai mit Lakritzbonbons, Chrysanthementee und noch ein paar anderen Ingredienzien aus der chinesischen Medizin waren, da es sich eh um eine virale Infektion handelte, die nicht mit Antibiotika bekämpft werden konnte, das geeignete Mittel.
Oh, ach ja. Was haben wir eigentlich gemacht in Lijiang? Zunächst einmal und für heute der Abschlussbericht war die Hauptquartier-Funktion für unsere Tour zu Tigersprungschlucht/Tiger leaping gorge. Der Legende nach sprang hier einst ein Tiger von der einen Seite des Yangtze zur anderen, was aufgrund der etwa 1000 Meter hohen Schluchten zu beiden Seiten nur durch relativ elegantes herunterhangeln an der Schluchtkante, guten Anlauf und hohe Motivation geklappt haben kann. Ok, die einzigen Tiger, die hier jemals herübergesprungen sind, waren wohl Plüschtiger, aber es macht eine gute Legende.
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