Unsere letzte geplante Aktivität in der Yunnan-Provinz war eine Hiking-Tour entlang des Lugu-Sees. So richtig geplant allerdings doch nicht ganz - eigentlich sollte es eine E-Bike-Tour um den ganzen See herum werden. Das scheiterte allerdings am sechs Fussstunden entfernten nächsten Bankautomaten, Ebbe in unserer Bike-Ausleih-Kasse, Ebbe in unserer Nahrungsmittel-Wasserkauf-Überleben-Kasse und der Tatsache, dass es auch gar keine versprochenen E-Bikes gab, sondern nur normale, d.h. viel zu kleine und für die Seehügel dank Eingangschaltung ungeeignete Drahtesel.
So wurde es also ein Spaziergang. Wir planten, zum Haus der Yang Erche Namu (im Folgenden kurz YEN) zu gehen. Diese war eine der ersten Ausreißerinnen der Mosuo. Die Mosuo sind die letzte Überlebende matriarchalische Gesellschaft (seit dem Ende einiger Experimente der 68er). Die Männer sind immer nur auf Abruf zu Besuch, das nennt sich dann "Heirat im Vorübergehen". You gotta walk the walk...
Von dieser Welt berichtete jedenfalls, nach Ansicht Ihrer zahlreichen Mosuo-Kritikerinnen stark exotifiziert, die YEN, die sich schließlich als Vorzeige-Minderheitenfrau mit dem roten Regime in Peking während der Kulturrevolution arrangierte und auch deshalb dieses tolle Haus geschenkt bekam. Nebenbei war sie Model und lebte eine Zeit lang in Kalifornien.
Da wollten wir hin. Eintritt in ihr Haus war schwierig aufgrund unserer privaten Finanzkrise. Aber, oh Wunder! Hat man den Blick beim Wandern vor die Füße gerichtet, kann man doch glatt einen passenden 50 Yuan-Schein vor sich liegen finden! Das waren Eintritt UND Trinkgeld!
Und nochmal oh Wunder, die eigentlich hauptwohnsitzmäßig in Peking lebende YEN war nicht nur aufgrund der chinesischen Neujahrs in der Gegend, sondern traf etwa zehn Sekunden vor uns bei ihrem Haus ein, lud uns zum von ihrer Oma selbst gemachten Weißwein ein und plauderte ganz unverblümt mit uns. Wir waren baff.
In Ihrer Bar fand sich dann auch der Grund, warum Rotchinas (größtenteils männliche) Funktionäre in den Siebzigern sie so toll fanden - sie hatte eine ausgesuchte Sammlung von Rotfahnenträgerinnenpornographie. So scheint es jedenfalls... (Lektüretipp hierzu übrigens "The Mao Case" von Qui Xiaolong und die Berichte über Mao von seinem Arzt)
Friday, 3. February 2012
Reise des Glücks
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