Portugal wäre ja im letzten Jahr in aller Munde gewesen, wenn es nicht durch Griechenland über/unterschattet worden wäre. Hinfahren konnte ich allerdings nicht - so dass ich mit einer ehemaligen Kolonie Vorlieb nehmen musste.
Macao ist die älteste Kolonie in China, als freundliche Geste nach einem Schiffbruch der Portugiesen auf dem Weg nach Kanton wurde den Verunglückten kurzerhand erlaubt, auf den unbewohnten Inseln vor Kanton zu siedeln. Macao ist auch die Kolonie, die im Schatten von Hong Kong zu allerletzt, nämlich 1999, an China zurückgegeben wurde, mit gleichen Bedingungen - "ein Land, zwei Systeme".
So mussten wir also auch offiziell aus China "ausreisen", und ich konnte die Visumsfreiheit für deutsche TouristInnen nutzen, während Y. als Chinesin froh über ihre visumsäquivalente Bescheinigung "Darf ins gelobte Land des Kapitals, Hong Kong/Macao" im Pass war.
Anyway, wie ist es nun in der Langfristkolonie?
Zuerst ist Macao chinesisch. Schon seit hunderten Jahren dominiert die chinesische Kultur und Sprache, nur an der "Elite" ergänzt durch ein bißchen Portugiesisch. Und es ist genauso voll wie in China... Vom Hauptplatz mit tollem Wellenbodenmuster konnten wir jedenfalls nicht viel sehen aufgrund gefühlter Millionen, die sich mit uns die Beine in den Bauch standen. Macao ist auch nicht so klinisch sauber wie München oder teilweise Hong Kong.
Zweitens ist Macao christlich. Die beiden Wahrzeichen sind demzufolge auch die kirchenlose Kirche (die Rückseite war abgebrannt) und das Immerwährende Kasino. Macao läuft Las Vegas den Rang ab. Der Blickfang, das Grand Lisboa, ist bescheidenerweise eben nicht das Grand Macao, sondern verweist auf die alte koloniale Mutter.
Macao hat ansonsten eines der besten Museen Asiens, coole Dauerweihrauchwürste, die in den buddhistischen Tempeln langsam kreisförmig von unten nach oben abbrennen, und einen komischen Stadttanz, den man nur dann akkurat tanzt, wenn man sich mit Schnaps die Kante gegeben hat.